Bitten eines Blindenführhundes

 

 

Bitte, streichelt und lockt mich nicht, wenn ich mein Geschirr trage!
Meine Arbeit
erfordert viel Konzentration und jede Ablenkung könnte meinen blinden Freund gefährden.

 

Zusätzliche Anmerkung:

Ein Blindenführhund im weißen Führgeschirr ist immer im Dienst!!!

In seiner Freizeit erkennen Sie ihn statt dessen an seiner entsprechend beschrifteten und mit einem eindeutigen Emblem versehenen Kenndecke, die verschiedene Farben haben kann. In diesem Fall ist allerdings normalerweise der Blinde durch den weißen Langstock, die gelb-schwarze Armbinde oder entsprechende Anstecker gekennzeichnet.

Zu den o g. Bitten:

Auch Anstarren und Ansprechen bedeutet Ablenkung.

Bitte unterlassen Sie das Locken, da der Hund beim Blinden bleiben muss, da er seine Orientierungshilfe ist!

 

 

Bitte, fragt meinen blinden Partner, ob und wie ihr helfen könnt!
Spontanes Anfassen oder Festhalten am Führgeschirr machen mich und meinen Begleiter unsicher.

Ihr könnt gerne eure Hilfe anbieten, aber seid nicht beleidigt, wenn Herrchen oder Frauchen ablehnen.
Wir sind sehr selbstständig!

Zusätzliche Anmerkung:

Blindenführhunde lernen, auf Kommando einer bestimmten Person zu folgen, deshalb ist verbale  Hilfe vollkommen ausreichend.

Wenn Sie von einem Blinden nach dem Weg gefragt werden, helfen ausschließlich exakte Richtungsanweisungen. Gesten sind völlig sinnlos ;-).

 

 

Bitte, sagt meinem Herrchen oder Frauchen, welche Busse einfahren oder wann die Ampel auf "grün" steht! Ich bin zwar sehr intelligent, aber lesen oder Ampeln richtig deuten kann ich nicht.

Zusätzliche Anmerkung:

Auch an Bahnhöfen sind Informationen über Züge, Bahnsteige und Abfahrtzeiten sehr hilfreich, da sie sehr zeitsparend sind, vor allem, weil es immer wieder unvorhersehbare Abweichungen und Bahnhöfe gibt, an denen man sich hauptsächlich auf Anzeigetafeln beschränkt.

 

Bitte, haltet euch an die Verkehrsvorschriften!
Zugeparkte oder mit Fahrzeugen verstellte Gehwege zwingen mich auf die Strasse auszuweichen, wo es sehr gefährlich werden kann.

Zusätzliche Anmerkung:

Gefährlich werden kann es hier für alle Verkehrsteilnehmer!

Außerdem gelten die o. g. Bitten auch für das Freihalten von Straßenübergängen.

Außerdem ist es hilfreich, wenn Hecken, überhängende Bäume, Mülltonnen etc Gehwege nicht komplett versperren,  sondern ein genügend breiter und hoher Durchgang bleibt, damit das Gespann seinen Weg ungefährdet und mit höchstmöglicher Orientierung für den Blinden fortsetzen kann. Diese Maßnahme kommt jedoch allen Fußgängern zugute, vor allem denen, die nicht nur schlecht sehen, sondern auch schlechter zu Fuß sind.

Bitte beachten Sie auch, dass Hunde keine Schuhe tragen. Bitte werfen sie deshalb nichts auf Gehweg oder Fahrbahn, was die Pfoten verletzen könnte.

 

 

Bitte, erlaubt mir den Zutritt zu Lebensmittelgeschäften!
Das Gesetz ist zwar auf meiner Seite, aber dennoch schimpfen immer noch Leute über mich in den Geschäften. Ihr lasst eure Augen ja auch nicht vor dem Geschäft.

Zusätzliche Anmerkung:

Blinde sind auf ihre Führhunde angewiesen und sollten sie möglichst nicht aus ihrer Obhut geben.

Bitte achten Sie, auch, wenn Sie Hunde nicht mögen, ihre Leistung und den unermesslichen Wert für ihre blinden Halter.

 

Wenn Führhundhalter nach einer Treppe fragen, ist niemals eine Rolltreppe gemeint, da Führhunde diese aufgrund der hohen Verletzungsgefahr für die Pfoten nicht anlaufen dürfen!  

Wenn es keine normalen Treppen gibt, sind Hinweise auf den Standort von Fahrstühlen sehr hilfreich.

 

 

Bitte, erschreckt mich nicht mit Knallkörpern und dergleichen!
Ihr gefährdet damit meine Diensttauglichkeit und mein blinder Partner verliert einen verlässlichen Führer.

Zusätzliche Anmerkung:

Bitte unterlassen Sie auch jeden anderen Scherz, oder das, was Sie dafür halten mögen, sei es z. B., den Hund auf eine "falsche Fährte" zu locken, um zu sehen, ob er auch dann noch seinen Weg findet oder ihn mit etwas Essbarem abzulenken. Der Führhund leiht dem Blinden seine Augen, Die Orientierung, sprich, die Übersicht über die Umgebung ist unabdingbar Sache des Blinden und, wenn er vom Wege abkommt, hilft ihm auch sein Hund kaum weiter, der ihn höchstens zum letzten bekannten Punkt zurückführen kann, der für den Blinden jedoch lediglich durch eine mögliche bekannte Geräuschkulisse oder markante taktile oder akustische Merkmale erkennbar ist. Auf unbekannten Wegen wird es somit nach solch unfreiwilliger Exkursion sehr anstrengend und schwierig für das Gespann.

 

Bitte, haltet eure Hunde zurück und umgeht uns zügig!
Ich darf im Dienst nicht schnuppern und spielen.
Doch in meiner (übrigens reichlich bemessenen) Freizeit bin ich jederzeit für eine wilde Rennerei zu haben.

Zusätzliche Anmerkung:

Bitte nehmen Sie Ihren Hund an die Leine. Außer der Ablenkung, die ein Kontakt mit Artgenossen für Blindenführhunde im Dienst bedeutet, sind sie Angriffen im Geschirr schutzlos ausgeliefert, da sie in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt sind.

Immer wieder müssen Führhunde nachgeschult oder "berentet" werden, weil sie im Geschirr angegriffen und verletzt wurden und somit ihre Arbeit nicht mehr angstfrei, entspannt und konzentriert ausüben können.

Am einfachsten findet der Führhund seinen Weg, wenn Sie als Sehender zügig den Weg freigeben.

 

Bitte, füttert mich nicht!
Ich bin dazu erzogen worden, von Fremden nichts anzunehmen.
Jeder Versuch von eurer Seite untergräbt diesen Gehorsam und mein blinder Partner wird dann zu Recht sehr ungehalten.

Zusätzliche Anmerkung:

Auch Blindenführhunde können Unverträglichkeiten oder Allergien haben und somit nach Aufnahme solcher Stoffe oder allgemein nicht-artgerechter Nahrung ausfallen, was eine unabhängige Mobilität für den Blinden auf unbestimmte Zeit unmöglich macht und auch diese Menschen leben nicht selten selbständig und allein  ...

 

Für Ihre Aufmerksamkeit vielen Dank!
Treuer und zuverlässiger Begleiter des Blinden:

Der Führhund

 

Anmerkung:
Dieser Text entstand in einer Gruppe Deutscher Führhundehalter.
Die Verbreitung der "Bitten" ist ausdrücklich erwünscht.

 

Die zusätzlichen Anmerkungen stammen teilweise aus dem "Arbeitskreis der Blindenführhundhalter im Deutschen Blindenverband".